Westmännerinseln im Regen und dann doch Sonne (30.6.)

Heute morgen konnte ich es gemütlich angehen, da auch wie schon in der Nacht fröhlich der Regen auf den Bus prasselte. Die Wettervorhersage meinte, dass das Wetter am Abend aber sonnig sein soll. Also habe ich es positiv gesehen und meinen ersten Island-Krimi gelesen. Das gefrorene Licht von Yrsa Sigurðardóttir lies sich gut runterlesen. Irgendwann habe ich mich dann doch aufgerafft, um im strömenden Regen etwas durch die Stadt zu laufen, Museen sind ja auch im Regen schön. Ziemlich direkt kam ich am Aquarium Saeheimar vorbei und beschloss, hier mit meiner Besichtigungstour zu starten. Begonnen habe ich mit der Mineraliensammlung, in der auch ein paar Schautafeln zu den Papageitauchern ausgestellt waren, die mich deutlich mehr interessierten. Beim Wechsel in den Nachbarraum ging dann die Sonne auf: Da wurde grade der zweite Papageitaucher auf einen Tisch gesetzt und während die beiden beobachtet werden konnten, wurde einiges zu ihnen und ihren Artgenossen erzählt. Hier bin ich lange geblieben, Auge in Auge mit Toti auf 20cm Entfernung da konnte ich mich nicht losreißen. Toti wurde verlassen in einer Papageitaucherkolonie gefunden als er ca. 1 Woche alt war. Damit war er vermutlich ca. 6 Wochen zu spät geschlüpft. Er wurde dann im Aquarium aufgepäppelt. Als er dann alt genug zum Auswildern war, waren allerdings keine Papageitaucher mehr vor Ort. Also musste er noch ein Jahr warten. Bevor dann im nächsten Jahr die Auswilderung erfolgte wurde zum Glück getestet, ob er  selber Fische fangen kann … ohne Erfolg. Er hat mit ihnen gespielt und sich dann Füttern lassen. So ist Toti geblieben. Seinen Namen hat er nach einem Fußballspieler des hiesigen Vereins bekommen, der an seinem Fundtag ein wichtiges Tor geschossen hat. Und so wurde Toti dann auch zum Maskottchen des Vereins mit seinem eigenen Trikot, dass bei Sponsorwechsel natürlich auch erneuert wird. Seine Kollegin Hafdís ist beim Versuch zu schwimmen fast ertrunken und wurde zum Glück gerettet (da sie beim aufpäppeln zu viel in die Hand genommen wurde und es auch nicht ganz begriffen hat, wie sie ihre Federn zu pflegen hat, waren diese kaum mit Öl bedeckt und haben sich si folgesogen). Inzwischen hat sie halbwegs schwimmen gelernt.

Als ich noch verliebt Toti schöne Augen gemacht habe und dabei mit einer Angestellten über Papageitaucher gesprochen habe, erzählte sie mir dann, dass es grade draußen aufreißt und der Vulkan inzwischen sichtbar ist. Da habe ich mich dann doch losgerissen mit dem Hintergedanken, dass ich ja nochmal Toti besuchen kommen kann. Für mich ging es dann weiter Richtung Vulkan Eldfell. Zuerst ging es durch das im Rahmen des Ausbruch 1973 neu entstandene Lavafeld, das auch Teile des Ortes verschüttet hat und fast die Hafeneinfahrt blockiert hätte (nur durch das intensive Kühlen des Lavastroms mit Meerwasser konnte dies verhindert werden). Zum einen war es faszinierend über „Erdkruste“ zu laufen, die nur minimal älter ist als ich, aber es war auch bedrückend. Es sind diverse Strassenschilder und Erinnerungstafeln für Häuser unter der Lava aufgestellt so dass die Tragödie doch recht greifbar ist.

Nun ging es auf den Verursacher der Katastrophe: Den Eldfell. Hier haben wieder faszinierende Farben und Formen, insbesondere am Gipfel für die absolute Faszination gesorgt. Zusätzlich gab es diverse kleine Stellen, an denen warme Luft aus dem Boden kam oder der Boden warm war. Ich war begeistert, obwohl die Sicht nicht optimal war.

Nach einer Esspause und dem Aufladen der Kameraakkus (da ich keinen Stromanschluss für den Bus habe, muss ich hier immer etwas improvisieren) war es dann auch Zeit, den Papageitauchern in der freien Natur einen Besuch abzustatten. Inzwischen war auch die Sonne rausgekommen und ich war einfach nur begeistert von der Landschaft. Anfangs schaute ich direkt bei Stórhöfði, dort gab es eine wunderschöne Aussicht auf die Insel Surtsey, aber Papageitaucher habe ich keine entdeckt. Also zurück zur Beobachtungshütte. Dort hatte ich Glück: Nach einer gewissen Wartezeit war ich alleine und konnte mich an die beste Luke setzen/knien/stellen und konnte die putzigen Gesellen wunderbar beobachten und fotografieren. Ich war selig. Den Ärger über andere Besucher habe ich inzwischen halbwegs heruntergeschluckt, auch wenn ich mich immer noch wundere, wie man auf die Idee kommen kann, sich zum fotografieren mitten in die Kolonie zu stellen, trotz diverser Schilder, dass die Wege bitte nicht verlassen werden sollen.

Auf dem Rückweg habe ich dann noch eine kleine Inselrundfahrt gemacht. Ich war komplett durchgefroren nach gut 2 Stunden ohne Bewegung in einer zugigen Hütte und wollte das Auto hochheizen um wieder warm zu werden. Dabei bin ich dann unter anderem noch an der von den Norwegern geschenkten Stabkirche vorbeigekommen.